Selbstverständlichkeiten

Wir Älteren sind vertrieben worden aus der Heimat der stummen Selbstverständlichkeiten. Aber wir können uns wenigstens daran erinnern, dass es einmal eine in ihren Grundzügen selbstverständliche Welt gegeben hat. Unsere Kinder sind noch in einem ganz anderen Maße zur Freiheit des Experiments verurteilt. Sie haben eine schwere Arbeit zu leisten, die Lebenskontur zu finden, die für sie verbindlich ist. Ich vermute, wir Älteren können gar nicht hoch genug schätzen, eine wie schwere Arbeit junge Menschen leisten, wenn sie versuchen herauszubekommen, wer sie sind, wozu sie gehören, was sie für verbindlich halten und wie sie leben wollen.

Fulbert Steffensky: Wo der Glaube wohnen kann, Taschenbuch 2008, Seite 191f